Ein Tag im Leben eines Wasserkontrolleurs
Die Mitarbeitenden des Amtes für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit (ALT) stehen in engem Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern, Betriebsinhabern, Rechtsunterstellten, Behörden und Verbänden des Kantons Graubünden sowie der Schweiz, um die Konsumentinnen und Konsumenten vor gesundheitlichen Risiken und Täuschungen im Zusammenhang mit Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen zu schützen. Zu den Vollzugsaufgaben gehört auch der Schutz des Trinkwassers und die Überwachung von Dusch- und Badewasser. Einer der Mitarbeitenden, der in dieser Aufgabe seine Berufung gefunden hat, berichtet hier über sein vielseitiges Aufgabengebiet.
Foto: © ALT
Ich heisse Christian Gujan, doch viele nennen mich «Hitsch». Mein Tag als Wasserkontrolleur beim ALT beginnt früh und führt mich nicht selten durch abgelegene und zugleich atemberaubende Landschaften des Kantons.
An einem Februarmorgen, gerade als die Sonne über den Bündner Alpen aufgeht, steige ich in mein geländegängiges Auto. Es ist ein klarer, jedoch eisiger Tag. Gekleidet in warme Outdoor-Kleidung und mit meinem Rucksack voller Inspektionsunterlagen, Fotoapparat und Taschenlampe mache ich mich auf den Weg zu meinem ersten Ziel: eine entlegene Gemeinde in den Bergen. Dort angekommen treffe ich zunächst den Brunnenmeister, der mich zur Trinkwasserversorgungsanlage führt, bei der eine Inspektion fällig ist. Mit meinem durch langjährige Erfahrung geschulten Blick überprüfe ich die Anlagen auf mögliche Verunreinigungen oder Schäden und führe Probenahmen durch. Dafür habe ich einige Behälter dabei, die ich fülle und später im Labor abgebe. Der Brunnenmeister hat einen interessierten Lernenden dabei, also erkläre ich gern jeden Schritt und die Bedeutung meiner Aufgabe, denn Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Wasser zu schützen und zu überwachen ist eine Verpflichtung, der ich mich vollkommen widme.
«Wasser zu schützen und zu überwachen ist eine Verpflichtung, der ich mich voll und ganz widme.»
Dabei ist mein Werdegang recht unkonventionell und führte mich erst nach einigen Zwischenstationen im Bauwesen zur Lebensmittelkontrolle. Als gelernter Baupolier war ich anfangs skeptisch, ob ich meinen Beruf wechseln soll, aber die Abwechslung und die Verantwortung haben mich angezogen. Jetzt sehe ich mich als Konsumentenschützer, der die gesetzlichen Vorgaben, welche die Betriebsverantwortlichen einzuhalten haben, überprüft.
Nach der ersten Inspektion geht es weiter zu einem entlegenen Wasserreservoir. Die Arbeit im Gelände bringt auch ihre Herausforderungen mit sich, denn gelegentlich muss ich mich durch unwegsames Terrain bewegen. Für meine Aufgabe sind einerseits fundierte Fachkenntnisse notwendig, um Wasserversorgungsanlagen überprüfen zu können. Andererseits ist es unbedingt erforderlich, auch die Natur um sie herum zu respektieren. Im Winter können Schnee und Eis den Zugang erschweren, doch auch Matsch, starke Gefälle, Steinschlag oder die Jagdsaison stellen mögliche Risiken dar, die ich stets im Hinterkopf behalten muss.
Manchmal denke ich darüber nach, wie faszinierend die Arbeit mit Wasser ist. Trotz der ernsthaften Natur meiner Arbeit finde ich immer wieder Momente der Freude und des Staunens. Dass ich heute Mittag meine mitgebrachte Verpflegung inmitten einer malerischen Berglandschaft geniessen kann, übertrifft jedes Restaurant.
Am frühen Nachmittag mache ich mich auf den Rückweg zum ALT nach Chur. Dort reiche ich am Empfang die erhobenen Proben für die Laboranalysen ein. Zeitmanagement ist dabei essenziell: Je eher die Proben nach der Erhebung analysiert werden können, desto besser. Doch das machen die Expertinnen und Experten im Chemie- und Mikrobiologielabor schon.

Noch im Gang empfängt mich Stefan Näf, Leiter des Inspektorats Wasser und Chemikalien im ALT. Er fragt mich nach dem Stand einiger Dokumente. Denn neben Inspektionen und Probenahmen im Trink-, Bade- und Duschwasserbereich gehören auch verschiedene Bürotätigkeiten zu meinem Arbeitsalltag. Angekommen am Schreibtisch stelle ich beim Blick in mein E-Mail-Postfach fest, dass Analyseergebnisse zu einigen Proben eingetroffen sind, die ich in den vergangenen Tagen im Labor abgegeben habe. Eine ungefasste Trinkwasserquelle enthält eine bedenkliche Anzahl an Fäkalkeimen und mehrere Duschanlagen weisen eine Legionellenbelastung auf, die ein Vielfaches über dem gesetzlichen Grenzwert liegt. Da hier eine akute Gefährdung der Gesundheit vorliegt, setze ich mich umgehend mit den Verantwortlichen in Verbindung und kläre mit ihnen das weitere Vorgehen ab. Glücklicherweise spreche ich heute mit Menschen, die gern bereit sind, unsere Auflagen umzusetzen, um die Situation zu verbessern. Das ist leider nicht immer so, weshalb es in diesem Beruf nützlich ist, ein dickes Fell und ein gewisses Durchsetzungsvermögen zu haben.
Die meisten Laborergebnisse, die heute vorliegen, sind aber unbedenklich und so komme ich schnell damit voran, meine Berichte fertigzustellen und die Rechtsunterstellten zu informieren. Bevor ich für heute fertig bin, schaue ich noch in den Kalender, was die nächsten Tage anliegt und plane meine Touren für Inspektionen und Nachkontrollen.
Am Ende des Tages bin ich erschöpft, aber dennoch erfüllt von den Eindrücken aus diesem vielseitigen Arbeitsalltag. Die Arbeit mag anspruchsvoll sein, aber sie ist auch äusserst lohnend, denke ich mir, während ich mich auf den Heimweg mache. Doch statt dort nur die Füsse vor dem Fernseher hochzulegen, bin ich auch in meiner Freizeit gerne in der Natur. Ich geniesse es, in den Bergen unterwegs zu sein. Die Ruhe und Schönheit der Natur bringen mir Ausgeglichenheit nach einem arbeitsreichen Tag.
«Die Arbeit mag anspruchsvoll sein, aber sie ist auch äusserst lohnend.»

Fotos: © ALT



Steckbrief Christian «Hitsch» Gujan
Wohnort: Fideris
Geburtsdatum: 19.03.1963
Werdegang: Ich bin gelernter Maurer und habe später die höhere Fachschule zum Baupolier absolviert. Ich war 18 Jahre Firmeninhaber einer Bauunternehmung. Nach langjähriger Tätigkeit in der Baubranche habe ich mich für eine Umschulung zum amtlichen Lebensmittelkontrolleur entschieden.
Beruf: Amtlicher Lebensmittelkontrolleur in der Funktion als Wasserkontrolleur für Trink-, Bade- und Duschwasser
Sprachkenntnisse: Muttersprache Deutsch, Italienischkenntnisse mündlich
Hobbys: Ich bin gerne in der Natur, passionierter Jäger und spiele Volksmusik.
Zukunftspläne: In Bezug auf meine Zukunft und die Zeit nach meiner Pensionierung hege ich einige Wünsche. Nach Jahren des Dienstes möchte ich, wie schon in den Jugendjahren, mir endlich Zeit nehmen, um einige Sommer auf der Alp zu verbringen. Der Umgang mit Tieren liegt mir sehr, und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als meine Tage inmitten der Natur zu verbringen, ohne den zeitlichen Zwängen der Arbeit unterworfen zu sein.
Lebensmotto: «Ein gerader Baum wird zum Brett, der krumme lebt weiter in der Natur.» «Wenn dir Steine in den Weg gelegt werden, nimm sie und baue eine Treppe daraus.»

